Nachgeben oder Durchsetzen: Was macht dich wirklich stark?

Nachgeben oder Durchsetzen: Was macht dich wirklich stark?

Wir kennen alle diesen Kollegen oder Freund, der sich bei jedem Streit durchsetzt. Selbst die besten Argumente werden ignoriert, stattdessen wird mit Brachialgewalt das eigene Bedürfnis durchgesetzt. Und vielleicht bewundern wir diese Menschen auch. Denn sie scheinen stark, unverletzbar und unangreifbar. Sie gehen durchs Leben, erreichen ihre Ziele und scheinen einen gestärkten Charakter zu haben. Echte Vorbilder eben. Oder liegt vielleicht doch eher im Nachgeben eine Stärke? Wir wollen das mal beleuchten. 

Wie stark sind also diese durchsetzungsfähigen Menschen wirklich? Vielleicht können sie sich sehr gut durchsetzen. Aber das könnte ja auch nur bedeuten, dass sie besser darin sind, andere Menschen zu ignorieren und deren Bedürfnisse links liegen zu lassen. Und das kann sich nur für einen kleinen Moment gut anfühlen. Eben genau für diesen Moment, in dem man seine eigene Macht spüren oder ausbauen möchte. Auf Beziehungsebene aber sind sie gar nicht so stark, wie es auf den ersten Blick wirkt. Vielleicht ist krankhaftes Durchsetzen auch nur eine Schwäche?!

Durchsetzen heißt manchmal möglicherweise auch, die eigenen Ängste und Zweifel zu überrennen. Geben wir diesen Gewicht bei unseren Entscheidungen, dann könnten sie uns hemmen. Deshalb übergeht man sie nur zu gerne und spielt Stärke und Entschlossenheit vor. Dabei gibt es Momente, in denen es entscheidend und wichtig ist, sich durchzusetzen. Die Anweisung der Feuerwehr im Brandfall sollte nicht ausgehandelt werden. Eine Ansage sollte zur sofortigen und genauen Umsetzung führen. 

Abgrenzen statt durchsetzen

Aber echtes soziales Miteinander hat viel mit Kompromissen zu tun. Und diese haben nun mal inne, dass sich nicht einer von beiden auf voller Länge durchsetzen kann. Sich und seine Bedürfnisse auch mal zurückzustellen bedeutet vielleicht auch: Ich fühle mich innerlich so stark, dass ich anderen den Vortritt lassen kann, ohne dass es an meinem Ego kratzt. Wer in seinem Wesenskern den eigenen Wert erkennt, muss sich nicht durchsetzen. Der muss sich vielleicht abgrenzen. Abgrenzen von Geschehnissen und Entscheidungen, die einem schaden würden. 

Wer stark ist, bereitet eher anderen den Weg und ermöglicht persönliche Entwicklung. Er unterstützt dabei, ohne sich selbst zu verlieren. Ja, das gelingt nicht vielen. Aber manchmal begegnen wir diesen besonderen Menschen, die sich so stark zurücknehmen können, dass wir gerade darin deren innere Macht erkennen. Fast als wäre es ein Frieden, der in ihnen wohnt. Und für den wir sie beneiden. 

Also, wenn du magst, dann schaue in dich hinein und suche nach deinem Halt. Und wenn du ihn gefunden hast, dann lass anderen den Vortritt. Lass sie entscheiden, sich durchzusetzen und beobachte, was geschieht. Sie sammeln ihre Erfahrungen, denn sie haben den Weg erst begonnen, auf dem du schon lange bist.