Du musst regelmäßig an Meetings teilnehmen oder bist als Berater tätig? Dann hast du eine echt schwere Aufgabe zu meistern. Denn deine Meinung ist gefragt. Und mit Meinungen ist das so eine Sache. „Ecke ich damit an? Welche Meinung ist aktuell salonfähig? Stoße ich mit meiner Meinung auf Widerstände oder breche ich sogar einen Konflikt vom Zaun? Und was ist mit meiner Karriere, wenn den anderen meine Meinung nicht passt?“
Das musst du wissen
Diese Fragen stellst du dir vielleicht immer wieder. Und nicht nur als Führungskraft. Vielleicht arbeitest du als Krankenschwester und wirst oft von Patienten oder Ärzten um deine ehrliche Meinung gebeten. Vielleicht fragen dich die Eltern eines Kindes, das du als Erzieher betreust, was deine Meinung zur weiteren Entwicklung des Kindes ist. Selbst wenn dein bester Freund auf dich zukommt und dich um Meinung bitte: es ist wirklich nicht leicht, den anderen gerecht zu werden.
Authentizität versus gefällig sein
Dabei geht es gar nicht darum, die Bedürfnisse der anderen zu befriedigen. Du willst und sollst authentisch auftreten. Was wäre eine Meinung denn wert, wenn sie nur das spiegelt, was andere gerne hören wollen? Man würde dich irgendwann gar nicht mehr einbeziehen.
Vor einigen Jahren arbeitete ich in einem Profi-Fußballverein und hatte mit unserem damaligen Vorstand einen sehr erfolgreichen Menschen an meiner Seite. Nach einem verlorenen Heimspiel fragte ich ihn bei einem Glas Wein, was er sich als Unternehmer wünscht wenn es um Misserfolge in seiner Firma geht. Seine Antwort war einfach aber fordernd.
Das schlimmste für ihn sei es, dass sich keiner in seinem Umfeld mehr zutraue, eine Gegensätzliche Meinung zu äußern. Und er wurde selbstkritisch. Viele Fehler mache er selbst und diese würde er gerne vermeiden. Und obwohl er niemanden jemals abstrafte für Widerspruch, hat er diesen dennoch zu selten bekommen. Sein Wunsch war klar: widersprecht mir, weißt mich auf Fehlentscheidungen hin. Äußert Meinungen.
Es ist also ziemlich kompliziert mit den Meinungen…
So löst du das Thema auf
Du kennst das Motto aus der Headline bestimmt. Wer fragt, der führt. Und das trifft auf ziemlich viele Situationen zu. Denn meist befinden wir uns in Gesprächen und Meetings oft im Modus „Autopilot“. Jemand führt das Gespräch und treibt die Themen an. Alle anderen hören aufmerksam zu und lassen sich vom Geschehen berieseln. Und sobald du dann gefordert bist und dich einschalten sollst, steht dir dein Autopilot im Weg.
FDF: Führen Durch Fragen
Dafür gibt eine einfache Lösung. Manchmal benötigt man noch weiter Details, um zu einer Meinung zu kommen. Manchmal will man sich auch einfach nur Zeit verschaffen, um seinen Modus von Autopilot auf „Steuerung übernehmen“ umzuschalten. Dein Gehirn benötigt hierfür eine aktiven Prozess.
Du kannst deshalb folgende Technik nutzen:
Beginne mit drei Fragen wann immer du aufgefordert wirst, dich zu positionieren. Stelle konkret Fragen zum Thema. Dabei geht es gar nicht so sehr um die Inhalte der Fragen, so lange Sie am Thema bleiben. Aber langweilen solltest du deine Mitstreiter dabei nicht unbedingt. Und schon gar nicht nur wiedergeben, was bereits gesagt wurde. Aber du könntest beginnen mit: „Sie sagten, dass sie ein Risiko in diesem Projekt sehen. Welche Konsequenzen könnte dies aus Ihrer Sicht nach sich ziehen?“.
Vielleicht reicht dir diese eine Nachfrage bereits und du hast sowohl inhaltliche Klarheit und kannst das Ruder übernehmen. Sehr gut, dann kannst du nun mit deiner Stellungnahme überzeugen. Beziehe dich auf die Aspekte, die dir im Thema wichtig sind. Verstärke mit deiner Einschätzung Aspekte, die bereits genannt wurden und mache sie zu deiner Meinung. Oder überrasche mit ganz neuen Blickwinkeln, die bisher noch keiner durchdacht hat.
Dein Gegenüber wird dich positiv wahrnehmen, auch wenn du eine gegensätzliche Position einnimmst. Nur so bist du ein wertvoller Ratgeber für die anderen. Und selbst wenn du mal in Konfrontation gehen musst, du wirst als seriös und wahrgenommen.