Erinnerst du dich noch an die Corona-Zeit? Die ganzer Welt verkroch sich im Büro – zumindest die Büro- und Verwaltungs-Riege. Viele andere konnten das nicht. Sie musste Pflegen und Heilen und waren die Helden der Nation.
Für einige war Homeoffice damals eine Strafe. Denn in Zeiten von Lockdown und Ausgangsverbot wären die meisten gerne mal wieder ins Büro und hätte sich unter die Kollegen gemischt. Soziale Kontakte fehlten vollkommen. Doch nach Corona war die Arbeit zu Hause zu einem festen Bestandteil des Lebensrhythmus geworden. Heute fahren viele Unternehmen dieses Angebot zurück oder schränken es ein. Zurecht?
Kontrollverlust versus Vertrauen
Führungskräfte haben oft den Wunsch, die Beschäftigten unmittelbar unter Kontrolle zu haben. Das heißt nicht, dass man diese nicht frei arbeiten lassen möchte. Aber es wäre doch toll zu wissen, wer wann Pause macht, wie viele Tassen Kaffee im Nachbarbüro konsumiert werden, oder einfach direkt zu spüren, wie es den Menschen persönlich geht. All das wird im Homeoffice schwer. Nachvollziehbar, oder?
Führen bedeutet nicht kontrollieren, sondern motivieren
Dabei erkennt man darin, dass Führung als Aufgabe hier schlicht falsch definiert wird. Denn Führen bedeutet eben nicht kontrollieren, sondern motivieren. Und wer genau das missversteht, der wird die hier geschilderten Probleme in sich spüren.
Führen (im Homeoffice) beginnt bei der Personalauswahl
Führung beginnt dabei bereits bei der Personalauswahl. Es ist wichtig, dass du bereits bei der Personalauswahl darauf achtest, dass du künftig Menschen an Bord hast, die Homeoffice als Chance und Motivator erkennen. Das ist nicht ganz einfach. Hier helfen dir aber gezielte Fragen:
„Welche Vorteile haben Sie bisher erkannt, wenn Sie zu Hause gearbeitet haben?“
Wird dir geantwortet, dass man nebenher die Kinder betreuen, das Auto reparieren und die Pausen endlos gestalten konnte, dann musst du diese Antworten für dich bewerten. Möglicherweise sind das ja Vorteile, die du deinem Team auch schenken möchtest.
Vielleicht sagt dir der Kandidat aber auch, dass es zu Hause einfach noch mehr motiviert, an den Projekten zu arbeiten. Dass es gut tut, mal im Jogging und ohne Schminke einfach kreativ und strategisch denken und arbeiten zu können. Jackpot. Rücke deinen Arbeitsvertrag raus und lass unterschreiben.
Du erkennst sicherlich schon: es gibt da keine richtigen oder falschen Antworten. Es geht eher darum, diese mit einen „Ideen von Homeoffice“ abzugleichen. Wenn das passt, dann passt es mit dem Bewerber.
Wie führe ich jetzt im Homeoffice konkret?
Wie ist dein bisheriger Führungsstil? Vielleicht lässt du gerne die lange Leine, weil du ein leistungsstarkes Team hast. Dann begeh bitte nicht den Fehler, mehr Kontrolle zu implementieren. Führe deinen Stil vor. Vereinbare stattdessen die Kriterien der Arbeit zu Hause mit deinem Team klar. Wie sollen die Arbeitszeiten sein? Ist es dem Team wichtig, dass die Laptops am Abend und am Wochenende aus bleiben? Oder wollen Sie lieber sehr flexible Arbeitszeiten. Wenn organisatorisch nichts dagegen spricht, dann lass dein Team entscheiden. Wichtig sind sicherlich klare Zielvereinbarungen zu den Aufgaben und Projekten. Setze die Eckpfeiler der Arbeit, lasse aber den Weg darin frei von den Beschäftigten mit Leben füllen.
Und vereinbare ganz konkret Überprüfungs- und Korrekturschleifen. So könntest du zum Beispiel vereinbaren, dass die Remote-Arbeit einmal im Quartal einer Prüfung unterzogen wird. Wieder unter Einbeziehung deiner Mitarbeitenden. Wie hat es sich für die Beschäftigten angefühlt? Haben sie alle Ressourcen, die sie brauchen, auch zuhause? Passen die Ergebnisse und kann jeder auf seinem Leistungslevel arbeit verrichten?
Ja, all das kostet Zeit, Energie und muss geplant und vereinbart werden. Aber das ist eben Führungsaufgabe. Nicht Kontrolle, sondern Steuern und Motivieren.
Ich verspreche dir aber, wenn du dich diesem Thema öffnest, dann wirst du deinen Beschäftigten mit Homeoffice ein echtes Geschenk machen können. Und falls du Personal suchst, schreibe all das in deine Stellenausschreibung.