Kennst du deine innere Stärke oder hangelst du dich im Leben von Tief zu Tief? Glaubt man den Statistiken zu psychologischen Erkrankungen, wie Depressionen und andere, dann reiten wir in Deutschland seit vielen Jahren auf eine Welle des seelischen Ungleichgewichts. Dabei muss man nicht erst ernsthaft erkranken, um unglücklich zu sein. Ich möchte heute in eine Lebensgeschichte entführen, die voller Glück und Selbstvertrauen ist. Und damit will ich dich anlocken in dein eigenes Lebensglück.
In einem der letzten Artikel habe ich bereits den Anstieg der psychischen Erkrankungen in Deutschland erwähnt. Eine Steigerung von 53 % in den letzen Jahren ist ein echter Denkzettel für unsere Gesellschaft. Wenn man aber bedenkt, wie viele Menschen sich über- oder unterfordert fühlen, ihre Kompetenzen und Stärken im Alltag kaum spürbar machen können, dann wäre die Zahl vermutlich ungleich höher. Doch darf man überhaupt beide Themen miteinander vermischen. Eine Krankheit mit einem seelischen Unwohlsein?
Die Verknüpfung besteht vermutlich im Begriff der Resilienz. Obwohl dieses Wort in aller Munde ist, weiß nicht jeder auf Anhieb, was es bedeutet, resilient zu sein. Es geht um die Fähigkeit von Menschen, Krisen zu meistern. Und man kann davon ausgehen, dass fehlende oder unterausgeprägte Resilienz im schlimmsten Fall zu psychischen Erkrankungen führen kann.
Und dabei ist es nachvollziehbar, dass einen insbesondere echte und schwerwiegende Lebenskrisen in solche Erkrankungen führen können. Vielleicht ist es ein schwerer Autounfall, eine Scheidung, Alkoholsucht oder der finanzielle Bankrott. All das kann dich und mich seelisch krank machen. Doch dann gibt es Menschen, denen genau solche Schicksale widerfahren und die doch strahlend und mit innerer Stärke daraus hervorgehen. Und es sind oft Menschen, denen diese Stärken vor dem schicksalhaften Tag gar nicht bewusst war.
Mit dem Rollstuhl ins Glück
So traf ich vor einiger Zeit eine bisher unbekannte Kollegin (ich arbeite in einem sehr großen Unternehmen mit über 100.000 Beschäftigten). Wir waren gemeinsam auf einem Seminar und Sie betrat den Raum. Vielmehr fuhr sie hinein, denn sie saß seit einem schweren Verkehrsunfall im Rollstuhl. Aber kaum war sie im Raum, war da diese Energie… Sie strahlte alle an und lächelte leicht und passend dazu sagte sie fröhlich „Hallo in die Runde“. Und es schien, als würde sie in den Raum tanzen, so leicht und unbekümmert war der Eindruck von ihr. Ich haderte einige Stunden, konnte mir aber dann diese eine Frage nicht verkneifen:
Wie kann man in der Mitte seines Lebens in den Rollstuhl müssen und dann so fröhlich sein? Sie lächelte nur und sagte, dass sie nicht immer so war. In der Zeit vor dem Unfall sei ihr Leben eher düster gewesen. Sie habe sich oft über Kleinigkeiten aufgeregt und habe eine Seite an sich gehabt die man am ehesten als „Besserwisserisch“ bezeichnen würde. Dadurch eckte sie oft an, hatte nicht viele Freunde und bezeichnete sich nicht als glücklich.
Der Unfall sei ein Schock gewesen. Aber, als sei ein Schalter umgelegt worden, habe sie erst dadurch entdeckt, was ihr wirklich wichtig sei. Sie mache heute viel Sport, gehe viel raus und beobachte gerne andere Menschen. Am liebsten aber meditiere sie und höre in sich hinein. Dabei werde ihr oft klar, wie gut sie es hat. Denn sie lebt und genießt die Momente. Andere hätte es nicht so gut, seien unheilbar krank. Manche sehnten den Tod herbei um keine Schmerzen mehr spüren zu müssen, andere müssten sich für die letzten Wochen oder Tage im Leben von ihren Lieben verabschieden. Sie habe Glück gehabt, meinte sie.
Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Es machte mich sogar wütend, weil ich sie nicht verstand. Ich selbst ertappe mich immer wieder, wie ich mein eigenes unglücklich-sein zelebriere. Wie ich manchmal Streit suche, weil ich glaube mich dann durchsetzen zu können. Erst da spüre ich meine innere Kraft. Aber was diese Kollegin spürt ist nicht Kraft oder Macht – sie spürt Frieden und Freude. Das wurde mir aber erst einige Tage später klar. Wie einfach scheint es ihr zu fallen, in diese neue Welt einzutauchen. Und wie schwer es mir fällt, auch nur in die Nähe davon zu kommen.
Füttere nie den falschen Wolf
Doch was können wir aktiv tun, um eine ähnliche Freude wie sie aufzubauen? Meditieren ist nicht schlecht. Dabei sinken wir in uns und hören viele (hauseigene) Stimmen. Sie sind die Gefühle, die in uns verankert sind. Manche davon können wir dann vielleicht stummschalten. Es genügt vielleicht schon, dass wir uns dieser Stimmen klarwerden.
Aber eine Methode sollten wir auf jeden Fall anwenden:
Vielleicht hast du die Geschichte von den zwei Wölfen, die in jedem Menschen leben, gehört: Einer voller Wut, Neid und Angst, der andere voller Liebe, Mitgefühl und Hoffnung. Doch welcher Wolf gewinnt? Der, den du fütterst.
Wir haben die Macht, zu entscheiden, welche Gedanken und Gefühle wir nähren – und welcher Teil von uns siegen soll. Mache dies zu bewussten Entscheidungen. Beobachte deine Emotionen und reagiere nicht auf alles und jeden. Erlaube dir auch mal eine Gedankenpause, bevor du reagierst. Lass das Pendel, wann immer möglich, einfach an dir vorbei schwenken. Du wirst schnell spüren, wie stark dich das macht. Das ist nicht nur Selbstkontrolle, sondern Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl. Du wirst dann wie diese Kollegin, Freude und Frieden ausstrahlen.