Was du in der Überschrift liest ist nur ein kleiner Trick. Natürlich möchte ich nicht, dass du dir bei jeder Begegnung vorstellst, der andere würde bald aus dem Leben treten. Aber über diesen kleinen gedanklichen Umweg will ich es dir ermöglichen, dich in der Begegnung mit anderen neu zu definieren.
Aber was sollte Sinn dieser Übung sein? Alle Gedanken die wir denken, haben eine enorme Wirkung auf uns und andere. Hierbei geht es nicht um ein Placebo, sondern vielmehr um eine Art Selffulfilling-Profecy. Das was du denkst, wirst du werden. Es ist tatsächlich so einfach. Und weil wir allzu oft anderen Menschen gegenüber unsere negativen Gefühle oder Stimmungen übertragen, sie sozusagen damit impfen, wäre es doch toll, wenn wir diese Begegnungen bewusster gestalten.
Das ist also der Ansatzpunkt wenn ich sage, begegne jedem, als wäre es das letzte mal. Denn genau dann würdest du bewusst über deine Worte, deine Mimik und dein Lächeln nachdenken. Du würdest demjenigen das höchste Maß an Wertschätzung und Liebe schenken. Und auch wenn es romantisch klingt: wäre es nicht schön, dies jedem zu schenken, der dir begegnet? Denn eines ist Fakt: wir leben zwar, als hätten wir unendlich viele Gelegenheiten. Doch wir alle wissen, dass dies nicht stimmt. Irgendwann kommt diese eine letzte Gelegenheit – unweigerlich.
Endlichkeit schärft den Blick und holt uns aus dem Autopiloten-Modus
Dabei macht der Gedanke an den finalen Abschied etwas in uns. Er beeinflusst unser Verhalten. „Memento Mori“ ist ein lateinischer Spruch und sagt uns: bedenkt, dass du sterblich bist. Und wenn uns das bewusst wer – das ist es nämlich meist nicht – dann leben wir unseren Alltag bewusster und bauen mehr emotionale Intelligenz auf. Die Dinge sind dann nicht mehr so selbstverständlich – und das gilt eben auch für die Begegnungen mit anderen Menschen. Klar, diese sind manchmal sehr herausfordernd. Aber wenn beide Seite die gleiche Einstellung (Memento Mori) haben, dann klappt das schon.
Was bedeutet es aber konkret, Eindruck zu hinterlassen? Es ist recht simpel: denn wir schaffen das mit ganz einfachen Mitteln:
Weg vom Oberflächlichen, wie Aussehen oder Status. Das mag im Alltag alles wirken, aber nicht tief im Herzen. Deshalb versuchen wir dann eben Wertschätzung spürbar zu machen. Zuhören und echtes Interesse an der Geschichte des Anderen, aber auch Ehrlichkeit und kleine Gesten. Wer darin nicht erprobt ist, der muss das sicherlich erst einüben. Aber wenn du es nur ein kleines bisschen schaffst, etwas im Herzen des anderen zu hinterlassen – und sei es noch so klein – dann hast du dieses Zeil schon erreicht.
Denn: der tiefste Eindruck entstehe oft in den leisesten Momenten. Eben wenn man gesehen, gehört und verstanden wird.
Konkret und spürbar – wann kann das funktionieren?
Wie oft sagen wir innerhalb unserer Familie nicht, was wir wirklich fühlen. Vielleicht aus Scham oder Angst jemanden zu verletzen – auf den ersten Blick sehr gute Gründe, sich zu verschließen. Aber wenn wir diesen kleinen Einblick in unser Herz zulassen, ohne anderen Schuldgefühle zu hinterlassen, dann ist das ein großes Geschenk. Auch im Freundeskreis werden dir viele Gespräche einfallen, die vielleicht mehr Tiefe verdient hätten, richtig? Aber du oder dein Gegenüber hatten vielleicht keine Zeit dafür. Ändere das beim nächsten Treffen.
Auch im Job kannst du zeigen, wie gut du in diesem letzten Eindruck bist. Du hast gekündigt oder wurdest gekündigt? Dann trägst du bestimmt eine Menge Wut oder Enttäuschung in dir. Dann aber dennoch deinem Chef die Hand zu geben und dich für die Zeit und die vielen Lernchancen zu bedanken…. Wow, er wird dich vielleicht sofort wieder einstellen wollen.
Jede Begegnung kann eine Bühne für Menschlichkeit sein. Nutze diese einfach künftig!
Der eher technische Ansatz
Nun klingt das alles so ein bisschen nach „lass es unbewusst aus dir heraussprudeln“. Und meist klappt das nicht ohne weiteres. Deshalb kannst du da sehr wohl auch etwas technischer rangehen.
„Wen treffe ich heute und was möchte ich bei ihm hinterlassen?“. Wenn du dir morgens diese Frage stellst, dann hast du fast schon gewonnen. Denn sobald ihr euch begegnet, word dein Gehirn sofort auf Bewusstsein umstellen. Du wirst dich an dein Vorhaben erinnern…
Im Gespräch kannst du dich fragen: „was würde ich bereuen, nicht gesagt zu haben“. Vielleicht kommen dir nicht gleich tolle Ideen, aber mit der Zeit erwächst in dir ein Portfolio an Gedanken dazu.
Helfen können dir diese und andere Fragen, wenn du daraus Mini-Rituale in dein Leben integrierst. Am Abend vor dem schlafen gehen nochmals darüber nachdenken. Dich loben für die tollen Gespräche, die du heute hattest. Es braucht keinen großen Aufwand, nur eine aufrichtige Präsenz.
Leben mit Bedeutung – Begegnung mit Tiefe
Wenngleich der Alltag vergänglich ist, so sind es unsere Spuren weniger. Sie bleiben noch eine Weil hier, wenn wir dieses Leben verlassen haben. Sie leben in den Geschichten über uns weiter – häufig schon zu Lebzeiten. und was gibt’s schöneres, als das Wissen, dass über dich wundervolle Geschichten erzählt werden. Und: wer mit Haltung begegnet, lebt mit Wirkung – über die Begegnungen hinaus.
Wenn jede Begegnung die letzte sein könnte, dann sollten wir jede mit einem Hauch Ewigkeit versehen.