Vergangene Fehler umdeuten – mehr Selbstvertrauen aufbauen

Vergangene Fehler umdeuten – mehr Selbstvertrauen aufbauen

Sensible Menschen – auch Führungskräfte – machen sich oft Vorwürfe wegen vergangener Fehlentscheidungen. Doch diese negativen Erfahrungen kann man bewusst umschreiben und etwas Positives daraus gewinnen. Doch wie das geht konkret?

Was sind sensible Menschen und woran erkenne ich sie? Sind das diejenigen, bei denen schnell Tränen fließen, die ihren Emotionen freien Lauf lassen? Vielleicht ja, aber die meisten zeigen ihre Gefühle gar nicht direkt. Vielmehr gehen sie oft auch nur in sich, ziehen sich zurück und verarbeiten auf diese Weise das Erlebte. Wenn diese Menschen für sich Prozesse der Verarbeitung entwickelt haben, dann reinigen sie in diesem inneren Prozess alles was sie beschäftigt.

Das musst du wissen

Selbsterfüllende Prophezeiung

Häufig gibt es unter ihnen auch Menschen, die Fehlentscheidungen in ihrem Leben als persönliche Niederlage begreifen. Das mag an den Glaubenssätzen liegen oder an der Erziehung in Kindertagen. Fakt ist aber, dass sie dieser Gedanke in ihrer Selbstwahrnehmung schwächt.
Denn häufig projizieren sie das „Versagen“ aus der Vergangenheit auf künftige Entscheidungen. Man könnte sagen, die selbsterfüllende Prophezeiung ist programmiert. Das sind schlechte Voraussetzungen für ein starkes, mutiges und selbstbestimmtes Leben. Denn dieses Placebo wird dich negativ auf Schritt und Tritt begleiten. Bei jeder Entscheidung, groß oder klein. Erkennst du dich darin wieder?

So löst du das Thema auf

Schreibe deine Vergangenheit um

Die Lösung ist einfach aber anstrengend. Gehe die Situationen der Vergangenheit durch, welche dich so sehr beschäftigen. Fange ruhig mit der schlimmsten Erfahrung einer deiner Fehlentscheidungen an. Schreibe dir auf, was du entschieden hast und was die negativen Konsequenzen waren. Auf den ersten Blick bringt dich das vielleicht mehr in dieses ungute Gefühl des Versagens hinein. Doch dieser Schritt ist wichtig. Denn durch das Aufschreiben, kannst du es dir von der Seele schreiben. Du übergibst es sozusagen an das Papier und entlässt es damit aus deinem Herzen.

Im zweiten Schritt ziehst du einen Strich unter deine Gedanken. Schreibe dir nun direkt darunter auf, was du aus der „schrecklichen Erfahrung“ gelernt hast. Und dies wird vielleicht etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. Aber der Schmerz und die Peinlichkeit aus Schritt eins wird dir dabei helfen.

Beispiel:

Du hast vielleicht jemandem die Kündigung aussprechen müssen und hast dies nicht in einem persönlichen Gespräch gesagt, sondern am Telefon kommuniziert. Der andere zeigte sich geschockt, deprimiert und verzweifelt. Du hast ihn vielleicht nicht mehr verstanden, weil er aus dem Weinen nicht mehr herauskam. er schrie und beschimpfte dich als unsensiblen Menschen. Er schrieb am Ende einen Beschwerdebrief an deinen Vorgesetzten und erwähnte dort deine schlechte Kommunikation und deine fehlende Empathie. Ein Unmensch sei in dir erkennbar.
Du hast in diesem Moment vielleicht erkannt, dass es nicht die beste Wahl war, eine Kündigen telefonisch anzukündigen. Und jetzt kommt der Strich auf deinem Zettel.

Nun schreibst du dir auf, dass du dich im Nachgang bei diesem Menschen entschuldigt hast. Und dass dir dieses Gespräch mit ihm sehr gut tat. Du hast dich danach zwar immer noch nicht ganz wohl gefühlt, aber du hast entdeckt, dass es eine Stärke sein kann, Fehler einzugestehen. Dies hast du auch danach noch weiter genutzt.
Vielleicht hast du auch wahrgenommen, dass du bei künftigen Krisengesprächen im vorab das Setting durchdacht hast. Bei weiteren Kündigung hast du dich für einen Walk-and-Talk entschieden. Und das fühlte sich für beide immer gut an.
Zudem hast du danach in Krisengesprächen immer einen stärkenorientierten Ansatz gewählt. Dem Gegenüber hast du deshalb klar erläutert, wo er sehr gut ist und weshalb eine weitere Zusammenarbeit aber dennoch für ihn und dich keinen Sinn macht.
Möglicherweise hast du auch erkannt, dass du wirklich an deiner Empathie arbeiten kannst. Deshalb hast du danach begonnen, bei solchen Dingen immer auch den Blickwinkel des Gegenüber einzunehmen. Wie könnte er sich fühlen, welche Ängste und Sorgen plagen ihn vielleicht gerade.
Seither spürst du, wie du Gespräch ganz anders aufbaust und die Menschen sich bei dir wesentlich wohler fühlen.

Positives Umdeuten macht dich für die Zukunft stark

Kompliment: du hast es geschafft! Du warst in der Lage, ganz wesentliche und positive Aspekte der Geschichte zu erkennen und herauszuarbeiten. Du hast deine Gefühle in der Sache umgedeutet und damit deinen Handlungsspielraum für die Zukunft erweitert. Und das funktioniert nicht nur als Führungskraft. Auch in der Partnerschaft, in der Erziehung oder im Vereinsleben kannst du diese Methode anwenden. Viel Spaß dabei…