„Weiter, schneller, höher…“, so fühlt sich unsere heutige Gesellschaft in weiten Teilen an. Nicht nur im Berufsleben wird man getrieben von der Geschwindigkeit der Karriere oder auch nur des Mithalten-wollens. Wer nicht im Takt der anderen spielt, fliegt aus der Kapelle. Dabei täte uns allen ein bisschen mehr Ruhe, mehr Zurückhaltung gut.
Die Zahl der Krankentage aufgrund psychischer Erkrankungen haben innerhalb von 10 Jahren um 53 % zugenommen (siehe Statista). Das ist eine gewaltige Zahl, deren Gründe sich aus der Statistik nicht direkt ablesen lassen. Aber man kann sich einiges davon zusammenreimen. Eine spürbare Arbeitsverdichtung, globale und nationale Krisen, persönliche Ängste, politische Entwicklungen und vieles mehr. Und scheinbar gibt es eine wirksame Pille gegen all das: Resilienz. MIt diesem Zauberwort wollen uns Fachleute wie Coaches und Psychologen die Mechanismen der Abgrenzung beibringen. Und sie haben natürlich Recht mit diesem Instrumentenkoffer.
Innere Abgrenzung und Bewusstsein
Doch oft sind es die kleinen Dinge im Alltag, die dazu führen, dass wir mit dem steigenden Druck klar kommen. Höflichkeit ist eine davon. Ich weiß, diese Verknüpfung erscheint weit hergeholt. Doch wer höflich ist, lässt anderen den Vortritt. Wer höflich ist, reagiert nicht auf jeden Trigger der modernen Welt. Wer höflich ist, denkt vielleicht eher nicht in negativen Mustern, sondern hat eine positiven Lebensansatz. Jetzt wird schon klarer, worum es bei der Höflichkeit geht. Nämlich vor allem um Abgrenzung. Um das Bewusstsein des Momentes. Zu oft lassen wir uns treiben von den Geschehnissen und wenn unser Gegenüber geschickt unsere Triggerpunkte durchschaut, dann werden wir gesteuert von Wut, Hass und anderen Emotionen und Gefühlen. Wäre es nicht viel besser, diese Gefühle an uns vorbei fließen zu lassen?
Ja, ihr könnt mit diesem Theme ganze Bücherregale füllen. Und alle sind sie schlauer als dieser kleine Artikel. Doch was wäre wenn du beim nächsten konfliktträchtigen Aufeinandertreffen mit anderen einfach höflich bist. Du brauchst keinen Coach und keine Bücher dafür. Du brauchst nur etwas Bewusstsein in diesem Moment über das was geschieht. Und dann sei höflich; reagiere nicht auf alles. Sage nicht zu allem deine Meinung. Belächle die Situation und spüre, wie stark du bist, in dem du den Moment still und leise genießt.
Du wirst vielleicht ein leichtes Lächeln in dir aufkommen spüren, da du – möglicherweise zum ersten Mal – die Macht über dich spürst. Und die fühlt sich gut an.
Also: sei höflich, sei bewusst und sei stolz auf deine neue Macht.