Biegsam wie ein Bambus: Wie du Resilienz im Alltag meisterst

Biegsam wie ein Bambus: Wie du Resilienz im Alltag meisterst

Was ist Resilienz? Es wird viel darüber gesprochen, Bücher sind voll mit Tipps und Tricks. Bei mir entstand irgendwann das Bild eines Bambus im Sturm. Er beugt sich im Wind weit, bricht aber nicht. Wäre er aus Beton, er würde krachend zerstört. Eine echte Krise für diesen Bambus, die zu oft nicht vorkommen darf. Aber wenn Sie ab und zu entsteht, dann schafft er es, sich der Situation anzupassen. Eine echte Superkraft ist das wohl, denn es geht darum, durch Krisen zu wachsen, statt zu brechen.

„Durch Krisen wachsen, statt zu brechen. Das ist Resilienz. Das Gehirn sagt nicht ´Game Over´ sondern ´Level Up´“

Resilienz im Alltag

Psychologisch betrachtet ist Resilienz die Fähigkeit, Stress und Schicksalsschläge zu adaptieren. Das Gehirn sagt nicht ´Game Over´ sondern ´Level Up´. Für die kleinen Krisen im Leben mag das auch eine einfache Übung sein. Denkt man zumindest. Aber genau darin zeigt sich schon, wie resistent du wirklich bist.

Stell dir vor:
Du sitzt im Büro und hast dir einen leckeren Kaffee zubereitet. Doch wie es manchmal so spielt: du kommst mit einer Armbewegung an die Tasse und der braune Saft ergießt sich über deine gesamte Tastatur. Du magst daraufhin vielleicht fluchend und mit rotem Kopf nach Wischtüchern suchen, machst dir Vorwürfe, wie das geschehen konnte und die erste Angst vor den Reparaturkosten entwickelst du gleich mit. Zudem fällt dir auf, dass dir das immer wieder geschieht und sowieso ziehst du solche negativen Schicksale regelrecht in dein Leben. Wenn du zu diesen Menschen gehörst, dann gratuliere ich dir. Du hast soeben deine Resilienz-Baustelle entdeckt und kannst daran arbeiten!

Denn andere (vielleicht auch du) reagieren ganz anders. Sie gehe auch auf die Suche nach Wischzeug, aber langsamer und mit einem Lächeln. Denn im Kopf freuen sie sich ein kleines bisschen. Ist das doch die perfekte Ausrede für den neuen Mac, den man sich schon so lange wünscht.
Ja, diese Story mag mit einem Augenzwinkern daher kommen. Doch im Kern beschreibt sie ganz gut, worum es bei Resilienz geht.

Warum also ist das so wichtig? Wie schafft man es, Krisen nicht nur zu überleben, sondern gestärkt herauszukommen?

Wissenschaft und Philosophie bieten Hinweise

Wenn du verstehen willst, warum Resilienz dein Leben verändert kannst du mit mir in die Welt der Psychologie und Philosophie eintauchen. Aber keine Angst, langweilig word das nicht.

Die US-amerikanische Psychologin Carol Dweck hat die Idee entwickelt, dass Menschen eine Motivation darin spüren, durch ihr Denken und Handeln zu wachsen. Dieses Growth Mindset-Modell beschreibt konkret, wie wir mit Kritik umgehen und unsere Ziele formulieren. Dabei beschreibt sie zwei Pole:

Mit einem „Fixed Mindset„, also einem eher starren Denksystem, sehen Menschen Rückschläge meist aus dem Blickwinkel des eigenen Scheiterns. Glaubenssätze, die dies spiegeln, werden durch bestärkt. Ein schreckliches Gefühl, der Rückentwicklung im eigene Leben stellt sich häufig ein.

Mit einem „Growth Mindset“ dagegen strebt der Mensch fast dankbar nach Weiterentwicklung auch in Krisen. „Ich habe daraus gelernt“ wäre so ein Leitsatz, den man im Rückblick der schweren Zeiten oder Fehlentscheidungen für sich durchgeht. Klingt das nicht wunderbar?

Angst vor Veränderungen?

Eine Forschung der Harvard-Universität zeigt: resiliente Menschen haben 30% weniger Angst vor Veränderungen und sind langfristig zufriedener. Dabei geht es aber nicht um Menschen, die es grundsätzlich leichter im Leben hätten. Es sind die gleichen Schicksalsschläge die sie erleben, aber der Umgang damit ist ein anderer.

Stelle dir vor, du gehst aus jeder Veränderung, jedem Fehler mit einer positiven Erkenntnis heraus. Was würde das mit deinem Leben machen? Die Fehlentscheidungen würden nicht weniger. Aber die Angst davor schwindet fast gänzlich. Und gerade in den heutigen Zeiten, in denen die Veränderungen nur so auf uns einprasseln:
Privat ziehst du vielleicht gerade um. Ein neuer Partner kommt auch in dein Leben, oder du trennst dich aus der bisherigen Beziehung heraus. Der Vermieter hat eine Mieterhöhung angedeutet, du musst also dein Budget neu kalkulieren. Im Job tut sich auch einiges. Die Firma wird aufgespalten und du bekommst eine neue Führungsstruktur. Wie der heue Chef wohl tickt? Zudem bezieht ihr auch dort neue Büros. Anstatt deines schönen Einzelbüros sollt ihr künftig mit 12 Personen in einem modernen Großraumbüro arbeiten. Achja, auch um dich herum tut sich vielleicht einiges. Irgendwie musstest du dich mit der Energiekrise beschäftigen. Die Zuwanderung ist ein Thema, dass sich auf dich zwar nicht direkt auswirkt, aber man beschäftigt sich ja schon mit Integrationsfragen. Dann stehen noch Wahlen an. Was wird die neue Regierung wohl wieder an Gesetzten erfinden?
Du siehst, das sind alles vielleicht Kleinigkeiten und einzeln betrachtet kein echtes Problem. Aber in deinem Leben gibt es ständig eine Vielzahl an Änderungen, die sich summieren und überlagern.

Und genau hier wird Resilienz spürbar. Jede Veränderung kann Chance oder Risiko sein. Wie du eben willst. Schon Epiktet ,ein griechischer Philosoph und Anhänger des Stoizismus, wusste:
„Nicht die Dinge selbst beunruhigen uns, sondern unsere Sicht darauf“. Den Sturm kannst du also nicht stoppen, aber deine Segel neu setzen. Und ja, das ist alles Philosophisch, deshalb lass es mich drastischer ausdrücke:
Was dich nicht umbringt, macht dich stärker – außer Gift oder TikTok-Trends 🙂 Aber ihr wisst, was ich damit meine.

Resilienz als Überlebens-Kit

In einer Welt voll Filterblasen, Halbwahrheiten, Krisen und FOMO ist Resilienz kein Nice-to-have, sondern Überlebenskit: Wer sich nicht von Algorithmen, Liebeskummer oder Homeoffice-Frust kleinkriegen lässt, gewinnt. Hör auf zu meckern über alles und jeden und vor allem über dich selbst! Frage dich bei jeder Krise deines Lebens: Was bringt mir das? Wie kann mich das auf meinem Weg weiterbringen? Wodurch kann ich mich in dieser Situation entwickeln?

Eine Technik ist das Refraiming. Also das bewusste umdeuten der negativen Situation. Vielleicht hast du jüngst deinen Job verloren oder stehst auf der Streichliste deines Arbeitgebers. Dann seihst du im ersten Moment das Ende. Frage dich aber welche Türe sich dadurch öffnet? Vielleicht ist das endlich der Druck, den du brauchtest, um deine Selbstständigkeit aufzubauen. Davon träumst du schon lange. Vielleicht findest du endlich im neuen Job die Work-Life-Balance, durch die du dich fit und gesund und ausgeglichen fühlst. Suche bewusst dies positiven Ankerpunkte.

Du wirst jetzt in Widerspruch gehen: „Wie soll ich das machen. Die positiven Gedanken kommen einfach nicht“. Ja, am Anfang mag das tatsächlich schwer sein.
Du kannst mit Journaling anfangen (früher hätte man gesagt, schreibe Tagebuch). mache es dir zum Resilienz-Ritual, jeden Abend 3 Dinge aufzuschreiben, die dir trotz dem Chaos in deinem Leben gut gelangen. Es ist egal, wie kleine dir diese Dinge erscheinen mögen. Sie haben die Kraft und Energie gekostet und du hast sie gemeistert. Schreibe sie also auf. Das trainiert dein Gehirn wie einen Muskel. Du wirst nach zwei oder drei Wochen bemerken, wie du „live“, also bereits tagsüber bemerkst, dass sich der Fokus deiner Wahrnehmung auf die positiven Aspekte verlagert. Und du wirst stolz auf dich sein.

Mit Mirko-Pausen über den Tag verteilt, kannst du deinen Körper aus dem Überlebensmodus holen und den Autopiloten-Modus im Gehirn ausschalten. Nehme dir 5 Minuten und stoppe alles, was du in diesem Moment tust. Blicke nur aus dem Fenster (ins Grüne) oder schließe deine Augen. Atme bewusst, lächle ein kleines bisschen wenn du alleine bist und spüre in dich hinein. Es ist eine einfache Übung mit großer Wirkung. Und diese Wirkung wird eine Weile anhalten und dich stark machen für die nächsten Stunde Höchstleistung im Job oder Privatleben.

Philosophie meets Praxis

Mach’s wie die Stoiker: Trenne, was du kontrollieren kannst (deine Reaktion) und was nicht (alles andere). Das spart Energie für wichtigere Dinge – wie Serienmarathons am Abend, deine Sporteinheit oder was die sonst Kraft und Motivation gibt. 

Die Moral von der Geschicht´

Resilienz ist kein Schicksal, sondern eine Entscheidung: Jeder Sturm bringt dir bei, besser zu werden, mehr Ruhe zu entwickeln und deine echten Stärken zu entdecken. Sei Bambus, nicht Beton.  
Und wenn du heute stolperst, denk dran: Auch ein Knicks kann elegant aussehen.