Was eine Trainerausbildung mit deinem Alltag zu tun hat? Ich unternehme einen versuch:
eine Ausbildung zum Dozenten und Trainer ist anstrengend. Denn es geht nicht nur darum, inhaltliche Aspekte kennen zu lernen. Vielmehr sollen didaktische Kenntnisse aufgebaut werden. Und dabei lernt man: „nichts ist beliebig“. Damit soll klar werden, dass keine Handlung der Trainierenden zufällig geschehen soll. Das klingt logisch und trifft sicherlich auch die Erwartungen von Teilnehmenden in Seminaren.
Doch was würde dies übertragen auf unseren Alltag bedeuten? Und würde es außerhalb des Trainingsgeschehens überhaupt Sinn machen? Allzuoft lassen wir uns treiben von den Geschehnissen des Alltags. Vielleicht erlebst du dies so oder ähnlich selbst immer wieder: du setzt dich morgens ins Auto und fährst ins Büro. Dort angekommen wunderst du dich, dass du schon da bist. Du erinnerst dich nicht mehr daran, welche Ampel rot war, wo Kinder am Straßenrand unterwegs waren. Nichts auf dieser Fahrt hast du bewusst wahrgenommen. Und wenn du ein aufmerksamer Autofahrer bist, dann erlebst du das vielleicht bei anderen Tätigkeiten deines Alltags.
Dieser Autopiloten-Modus ist eigentlich eine gute Sache. Stelle dir vor, du müsstest über jeder Bewegung und jede Handlung eine bewusste Entscheidung treffen. Unser Gehirn käme schnell an seine Grenzen. Wir brauchen Routinen und Automatismen damit wir überhaupt überlebensfähig sind. Aber diese führen auch dazu, dass wir uns schnell in Situationen bewegen lassen, in die wir nicht kommen wollten. So geht Hypnose: ein Fallenlassen in die Suggestion des Hypnotiseurs. Aber du musst keinen Hypnosetherapeuten besuchen, um das zu erleben. Auch im Alltag wird von unterschiedlichen Seiten versucht, uns zu leiten. Der Partner möchte uns nach seiner Idealvorstellung formen, der Chef versucht uns in seinen Prozessen zu modulieren, der Nachbar will entscheiden, wie laut oder leise die Musik im Garten ist. Wir tun das Gleiche mit anderen. Es ist eine normale Sache des Miteinanders.
Das Problem dabei: allzuoft denken wir gar nicht darüber nach, wer uns beeinflusst – und aus welchem Grund. Wir merken das nicht oder sehr spät. Was wäre denn, wenn wir unsere Handlungen wie ein Trainer bewusst planen und durchführen. Zumindest einige davon. Ja, es wäre anstrengend. Aber es würde uns in vielen Bereichen unseres Lebens ermächtigen. Es würde uns eine neue Macht geben, gleichzeitig aber auch unser System (möglicherweise) einbrechen lassen.
Stelle dir nur mal vor, jede Anweisung deines Vorgesetzten würdest du deiner inneren Prüfung unterwerfen. Und dann bewusst entscheiden: ich mache das, oder eben auch nicht. Die Kündigung würde nicht lange auf sich warten lassen. Eine Horrorvorstellung. Oder die Chance deines Lebens. Denn möglicherweise traust du dich endlich an die Selbstständigkeit, von der du schon so lange träumst.
Vielleicht folgst du nicht mehr den Beeinflussungen deines Partners und seiner Bedürfnisse, sondern grenzt dich bewusst ab. Die Trennung könnte dann schnell vor der Türe stehen. Aber auch das ist die Chancen auf eine neue, gleichwertige und wertschätzende Partnerschaft.
Ich weiß, dass klingt sehr nach „sehe in jeder Misere das Positive“. Das geht dann in Richtung Motivations-Geschwätz. Aber nur für einen Augenblick durchgespielt: Selbst wenn deine bisherigen Systeme zusammenbrechen durch dein bewusstes Handeln und Entscheiden. Die Welt die du dadurch betrittst wäre eine besser als die Alte, oder? Zumindest wenn du den Mut für Veränderung hast.
Wenn du also magst, dann verlasse den Alltag des Unbewussten, des suggestiven und gehe durch die Welt immer mit dem Gedanken „nichts ist beliebig“!